Skulptur Spes kehrt zurück:
3D-Scan im Museum und 3D-Druck für Zinkguss-Kopie
Das „Huize de Paauw“ in Wassenaar bei Den Haag steht in einer öffentlichen Parkanlage und ist eines von zahlreichen historischen Anwesen in der Anlage. Im 19. Jahrhundert wurde das „Huize de Paauw“ zum Sommerpalast des Fürsten Friedrich von den Niederlanden und seiner Frau Prinzessin Louise von Preußen.
Der Designentwurf Hermann Wentzels
Quelle: HHA Wentzel, Architektonisches Skizzenbuch
Am königlichen Hof in Berlin, wo beide aufgewachsen waren, waren sie umgeben von der Architektur Karl Friedrich Schinkels. Daher beauftragten sie in den 1850er Jahren den Berliner Architekten Hermann Wentzel, einen Kenner der Schinkelschule, mit der Neugestaltung ihrer zahlreichen Anwesen, darunter auch das „Huize de Paauw“. Darüber hinaus platzierte Wentzel zahlreiche Zinkguss-Statuen im Park. Besonders sehenswert gestaltete er den Prinzessingarten. Ganz am Ende dieses Areals stand ein kleiner Tempel, in dem eine Zinkguss-Statue der “Spes”, der Göttin der Hoffnung aufgestellt war, in Form einer jungen Dame mit einer zarten Blüte in der Hand. Das Original zu dieser Statue hatte der dänisch-isländische Bildhauer Bertel Torvaldsen erschaffen.
Nach dem zweiten Weltkrieg war der Garten zerfallen und alle Statuen verschwunden.
Der leere Tempel vor der Restaurierung
Quelle: Architekturbüro Wevers & Van Luipen
Im Jahr 2016 ordnete die Gemeinde unter anderem die Restaurierung des Tempels. Doch obwohl man Fotografien und eine alte Designzeichnung fand, konnte man nicht feststellen, um welche Statue es sich bei der Dame mit der Blume in der Hand handelte. Erst als man einen Experten für Zinkgussstatuen aus den USA zu Rate zog, konnte die verschwundene Skulptur als Spes, Göttin der Hoffnung von Bertel Thorvaldsen, identifiziert werden. Unmittelbar darauf wurde Kontakt aufgenommen mit dem Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen, wo sich das Gipsoriginal und eine Marmorkopie der Spes befinden.
Daraufhin wurde EGO3D mit dem Scan und dem 3D-Druck eines Gussmodells der Spes beauftragt. Wir reisten mit unseren 3D-Scannern nach Kopenhagen und scannten die ausgestellte Gipsstatue innerhalb eines Tages vor Ort ein.
Unsere mobilen 3D-Scanner ermöglichen ein kontaktloses Einscannen vor Ort. So können auch wertvolle Kunstschätze eingescannt werden, die anderweitig nicht abformbar sind.
Bertel Thorvaldsen ist der berühmteste Bildhauer seines Landes und das Thorvaldsen Museum ein Nationalschatz. Dementsprechend war es nicht selbstverständlich, dass man uns ermöglichte, die Skulptur in den Museumsräumen einzuscannen. Daher führten wir unsere Scantechnologie einigen Verantwortlichen vor, damit diese sehen konnten, dass wir die Statue vollständig kontaktlos erfassen konnten. Erst dann machten wir uns an das eigentliche Einscannen der Spes. Aufgrund der hohen Sicherheitsbestimmungen des Museums war eine Angestellte des Museums angewiesen, uns während unseres gesamten Aufenthalts nicht von der Seite zu weichen und uns bei Bedarf zu helfen.
Zurück in Deutschland erstellten wir anhand der Scans dann das digitale Modell der Spes und ließen uns anhand von Vorschaubildern die Freigabe zur Fertigung erteilen. Schließlich lieferten wir das Gussmodell an die beteiligte Gießerei, eine der wenigen in Deutschland, die noch den Zinkguss anbietet. Die fertig gegossene Göttin der Hoffnung wurde historisch korrekt mit einer Marmorimitation bemalt und machte sich dann auf die abschließende Reise nach Wassenaar, zurück in den kleinen Tempel im Prinzessingarten, wo sie seit langem vermisst worden war.
Der fertige Zinkguss der Spes-Statue, ca. 1,70 m
Quelle: Architekturbüro Wevers & Van Luipen
Die Spes-Statue, im fertig bemalten Marmorlook, kehrt in ihren Tempel zurück
Quelle: Architekturbüro Wevers & Van Luipen